AustLit
Das Land um den Landsitz Denver herum wurde vermessen, in kleinere Grundstücke aufgeteilt und verkauft, bis nur noch der kleinste Überrest übrigblieb, bestehend aus dem Landsitz und Koppel, für die vergeblich ein aufdringlicher Makler einen Käufer suchte, aber keiner hatte den Mut aufgebracht, die Rolle des Eigentümers zu übernehmen. Mit einfachen Worten: In Landsitz Denver spukte es, und obwohl der Immobilienmakler jedem potenziellen Käufer versicherte, dass der Landsitz für ein Butterbrot zu haben sei, lehnte jeder ihn mit einem mysteriösen Kopfschütteln und einem undurchschaubaren Lächeln ab. Die schrecklichen Geschichten über seltsame Geräusche und Geister und Anblicke mitten in der Nacht waren alte Kamellen und genug, um einem die Haare zu Berge stehen zu lassen; und obwohl die Koppel das beste Land auf der ganzen Ranch war und das Haus für einen Sohn aus dem Adelsstand geeignet war, wollte niemand sie kaufen, auch wenn der Preis zweifellos niedrig war.
Etwa um diese Zeit hatten sich Fred Mathews und Annie Lucas gütlich geeinigt, eine lebenslange Beziehung einzugehen, und sie sehnten sich nach einem Zuhause - etwas Kleinem, was ihre bescheidenen Mittel nicht überschreiten würde. Gutes Land und ein gemütliches Haus - der Landsitz war genau das Richtige - aber man sagte, dass es dort spukte. Fred war jung, stark und verliebt und fühlte sich einer Legion Gespenster gewachsen, falls nur ein Hauch von Angst auf Annies Wange zu sehen war. Annie war auch jung und stark, und obwohl sie nicht gerade eine “Neue Frau" war, vertrat sie unabhängige Auffassungen und fuhr Rad. Die bloße Vorstellung, dass Gespenster ihr und Fred die Stirn bieten würden, wenn sie verheiratet waren - mit dem Himmel so nahe.
Die Vor- und Nachteile dessen, was sie am besten tun sollten, wurden bei jedem Treffen hin- und herdiskutiert, bis sie endlich ernsthaft darüber nachdachten, den Landsitz zu kaufen. Der Landsitz lag in einem der schönsten Gegenden in Victoria, und es war viel besser, als nach Queensland umzuziehen und dort den Zuckeranbau auszuprobieren, wie sie zunächst gedacht hatten.
„Hervorragender Boden,", sagte Fred begeistert. „Schwarz und lehmig, so tief man graben möchte. Und diese Luzernewiese ist allein den Preis wert."
„Ja, und dann gibts das Haus, Fred,“ sagte Annie. „Es gibt kein Gebäude in der Gegend, das sich damit vergleichen lässt. Und der Garten. Stelle dir mal vor, wenn alle Früchte reif sind.“
„Doch, es ist ein Schnäppchen,“ sagte Fred. „Mit Gespenstern und allem drum und dran,“ leise lachend. Nachher würde Annie zusammensacken und sich zurücklehnen, das Gespräch würde verstummen, und Fred müsste ihre Stimmung aufheitern und noch einmal anfangen, obwohl es generell mit dem Wort „Gespenst“ vom einen oder anderen abgebrochen würde.
Aber alles kommt letztendlich zu Ende – sogar die Vorhochzeitsphase eines Mannes und einer Maid. Fred war ungeduldig, festen Fuß zu fassen, und Annie war in keiner Weise zurückhaltend; aber sie mussten dann ein Zuhause haben, und Denver war noch auf dem Markt.
„Sein oder Nichtsein?“ sagte Fred eines Nachts. „Denver oder Queensland, welches, Annie?“
„Ach, nicht Queensland, Fred,“ flüsterte sie, sich an ihn schmiegend.
„Dann Denver, Annie,“ mit einem Kuss von den bärtigen Lippen.
„Ich-Ich bin nicht sicher.“
„Warum, du glaubst doch nicht an Gespenster?“
„N-nein. Äh, du wirst schon immer zu Hause sein, nicht wahr, Fred?“
„Selbstverständlich. Natürlich. Wo sonst würde ein Kerl sein? –Nachdem er verheiratet ist, und eine liebe süße Frau namens Annie hat .“ Das mit einem halben Dutzend auf ihr frohes Gesicht überhäuften Küssen.
Gab es jemals eine effektivere Art und Weise, Gespenster auszuräumen oder das Übernatürliche wegzufegen?
„Der Immobilienmakler von Mullock sagt mir, dass er schon zu jeder Tag- und Nachtzeit dort gewesen sei,“ sagte Fred weiterhin, „und dass er nie etwas Schlimmeres gesehen oder gehört hätt’ als ich. Es ist nichts als lauter Lügen, nur weil ein Schafscherer ausgeht, und sich mit seiner Schere ersticht, und sein Blut auf die ganze Tür spritzt, danach beerdigen sie ihn in der weitesten Ecke der Koppel, und seither sagen sie, dass sein Gespenst wandert – Was für Unsinn. Sie sagen, dass das Blut auf der Tür noch so rot wie am ersten Tag wäre; aber ich werde machen lassen, dass die Tür ausgebaut und verbrannt worden ist. Und was den Gespenst betrifft, gab es noch nie so etwas.“
“Aber das schreckliche Gekreisch, das man hört, Fred, und die Türen, die von alleine zugehen, auch wenn es keinen Menschen in der Nähe gibt und auch keinen Wind, der sie schließen könnte?
„Es ist nichts als lauter Lügen," sagte Fred beruhigend, „das Haus ist leer, und leere Häuser machen ja immer seltsame Geräusche. Warte bloß ab, bis du die Esszimmer- und Salonmöbel hast, und du mir gehörst und ich dir, und du eine tapfere Dienerin hast, und wir haben Towzer und Joker und Spring, die umherbellen, da möchte ich gern sehen, wo die Gespenster hereinkommen.”
Sicherlich war es tröstend, unangenehme Dinge so schön rationalistisch erklären zu lassen. Dann war Fred da und legte seine Arme um sie. Ach, Gespenster waren Quatsch! Und Annie begann zu überlegen, welche Vorhänge im großen Salon am besten aussehen würden — Spitze, oder etwas Üppiges und Schweres, um das Licht zu dämpfen? Ja, die schweren, mit einem Spitzenvorhang dazwischen, um den Effekt aufzuhellen.
„Hast du dich entschieden, Annie?"
„Was!" mit einem kleinen Ruck.
„Soll es Denver sein, mein’ ich doch?"
„Oh—ja—ich denke, dass alles in Ordnung ist, Fred, nicht wahr?”
„Ja, ja, sicher, Annie. Das dachte ich immer.” Und so kam es, dass die beiden nach Denver umzogen.
Es war eine verträumte Juninacht, in der der Wind um die Ecke pfiff und in kleinen heulenden Böen durch die breiten Schornsteine von Denver rauschte. Keine schöne Nacht, um alleine zu sein, und doch kann man nicht immer Gesellschaft haben. Annie zitterte und näherte sich dem Feuer, das am polierten Rost hell aufsprang. Der rosarote Schirm einer hohen Lampe, die neben ihr stand und ein warmes Glühen über ihre süße Gesicht warf, verriet einen besorgten Ausdruck um Mund und Augen. Sie blickte sich um. Das Zimmer war schön, aber, ach, so leer ohne Fred. Was für ein Ärgernis diese Treffen waren. Es gab immer etwas, was einen Mann vom Haus wegbrachte, und doch musste er wie andere sein. Heute Abend war es eine Abschiedsfeier für einen Herrn, der die Gegend verließ - eine Feier mit Rauchen, und natürlich konnten Damen nicht teilnehmen.
Der Wind kam um in einem starken Windstoß, der die Fundamente des Hauses zu erschüttern schien, und kreischte und heulte wie ein verlorener Geist vor Schmerz.
Konnte Sarah ins Bett gegangen sein? Sie blickte auf die Uhr. Es war erst gerade 10 Uhr vorbei - oje, wie sich die Zeit dahin schleppte. Nein, sie konnte nicht länger sitzen - sie wollte nachsehen, ob Sarah noch wach war. Sie öffnete die Tür und trat in den Flur. Die Lampen brannten mit niedriger Flamme. Wer konnte sie abgedreht haben? Nicht Sarah. Die Lampen wurden immer erst abgedreht, wenn sie nachts gelöscht wurden. Wie sie den Flur betrat, kam ihr ein Windstoß entgegen, der sie fast umwarf. Im Namen des Himmels, wer könnte diese Tür geöffnet haben, die, wie sie wußte, gegen alle Eindringlinge verschlossen und verriegelt worden war? Etwas Weiches, Geräuschloses und Unsichtbares stürzte im Flur an ihr vorbei, etwas, was ein alles durchdringendes Gefühl zu haben schien, als ob es überall gleichzeitig wäre. Mit einem wilden Schrei, der durch das Haus schallte und in den offenen Flur widerhallte, stürzte sie in den Salon, schloss die Tür und ließ den Riegel einrasten. Als sie dies tat, hallte ein wildes verzweifeltes Gekreisch, mit dem Geheul des Winds gemengt, wieder und wieder durch das Haus, sodass es ihr vorkam, als wären sie die Geister der Verdammten. Sie stürzte sich mit dem Gesicht nach unten auf eine Ottomane mit einem unterdrückten Angstschrei, ihre Ohren bedeckend, um die furchtbaren Schreie auszublenden. Das Blut in ihren Adern fühlte sich wie gefroren, während ihre Haare sich steif mit Schreck anfühlte. Die furchtbaren Schreie hatten aufgehört, aber sie hielt noch ihr Gesicht in die blutroten Sitzkissen gedrückt. Etwas schrie und heulte unter den Fenstern des Salons. Nicht Wind! Sie hatte nie solch einen Wind gehört. Es wurde lauter und furchtbarer. Für einen Moment wagte sie es, ihren Kopf zu heben und aufzuschauen. Das weiche Licht der Lampe machte alles rosafarben, und das Zimmer war im Licht des Feuers erhellt. Sie fasste Mut und aufstehend zog die schweren Vorhänge vor den Fenstern dicht zu. Was für ein Segen, dass sie die statt der leichten Spitzenvorhänge ausgewählt hatte.
Sie trat gerade zur Ottomane neben dem Feuer zurück, da hörte sie es dreimal auf dem oberen Teil des mittleren Fensters deutlich und leicht klopfen. Noch einmal floss das Blut in ihr Herz zurück, als sie hilflos neben der Ottomane zusammensackte. Sie hat vergessen, dem heulenden Gekreisch unter dem Fenster zuzuhören, und sie lag gerade hilflos da, auf das Klopfen wartend. Es klopfte so klar und deutlich wie zuvor, eins, zwei, drei, auf der oberen Glasscheibe. Dann gab es eine Pause, die eine unheimliche Höllenstille zu bringen schien, als ob Himmel und Erde auf die Antwort auf das Klopfen warteten. Sie hatte von Geisterklopfen gehört. Könnte dies eine Erscheinungsform des Geistes eines Verstorbenen sein, der eine Nachricht hinterlassen hatte und der nicht ruhen konnte, bis die Nachricht übermittelt wurde? Sie erinnerte sich an die Blutspritzer auf der Tür der Hütten der Landarbeiter, die Fred zu verbrennen unterlassen hatte, und an das unbehütete Grab in der entferntestenEcke, und schauderte.
Die erbärmlichen heulenden Sonette begannen draußen wieder. Sie hörte mit gespitzten Ohren zu, bis sie sich auf ein wildes Gekreisch erhoben, das sie fast verrückt mit Angst machte. Noch einmal hob sie ihren Kopf und schaute auf. Herr, erbarme dich! Das Licht der Lampe fiel aus, wie jene im Flur, bis das Feuer einen Haufen von roten Kohlen, die frisches Brennholz brauchten, runtergebrannt hatte. Immer noch getraute sie sich nicht sich zu bewegen. Sie richtete ihre Augen auf das Fenster. Konnte es sein, dass sie träumte, oder verrückt wurde? Die grossen schweren Vorhänge vor den Fenstern bewegten sich – auseinander. Ja, sie bewegten sich auseinander. Sie rutschten rückwärts an den Messingringen der Vorhangstangen. Sie erblickte den Schimmer des Spitzenvorhangs dahinter, als die Vorhänge heimlich aufgezogen wurden. Ihre Augen wurden groß und rund vor Schreck, und sie konnte ihren Blick nicht entziehen, nicht einmal um ihr Leben zu retten. Die Vorhänge fingen an, sich noch einmal langsam zu schließen, bis nur ein schmaler Streifen Weiß sichtlich war, und direkt oberhalb, zornig auf sie herunterstarrend, leuchteten zwei große glühende Feuerkugeln, die einfach schrecklich anzusehen waren. Mit einem Schrei, der noch einmal im ganzen Haus widerhallte, vergrub sie ihren Kopf in den blutroten Kissen und lag still. Und dann kamen durch den offenen windigen Flur die gleichen furchtbaren, unheimlichen Schreie, die sie beim Betreten des Flurs gehört hatte, nur waren sie jetzt lauter und anhaltender. Oh, wenn sie doch nur niemals den Tod gesehen hätte und den Überredungskünsten von der schleimigen Zunge eines Mannes zugehört hätte. Könnte dies eine Botschaft vom Jüngsten Gericht sein? Es schien ihr, als ob die Nacht ewig würde und die Morgendämmerung niemals anbrechen würde. Aber der Bann dieser schrecklichen Augen über den Fenstervorhänge zog sie an, und wieder drehte sie sich und blickte sich um. Der Raum war dunkel, abgesehen von den glühenden Kohlen, aber die leuchtenden Augen waren verschwunden. Sie atmete freier. Das Geheul hatte auf einen tiefen Monoton nachgelassen. Und dann, als sie in die schattige Finsternis des Raumes blickte, klopfte es leise am oberen Teil des mittleren Fensters dreimal - immer an der oberen Glasscheibe des mittleren Fensters. Sie wusste nichts von Geisterklopfen. Selbst wenn sie es wüsste, hatte sie keine Kraft mehr, um auch nur einen Finger zu heben. Es klopfte leise weiterhin: eins, zwei, drei, eins, zwei, drei, bis sie zwölf in Dreiergruppen gezählt hatte. Ihre Vernunft schein wegzugehen, denn ihre Gedanken vermischten sich mit klagenden Schreien, Geisterklopfen und sterbendem Feuerlicht. Trotzdem hatte sie immer noch genug Vernunft, um vor überwältigender Freude über das Geräusch von Pferdehufen und bellenden Hunden in Ohnmacht zu fallen.
Als Fred sie fand, lag sie niedergeworfen in tiefer Ohnmacht neben der Ottomane. Am weiteren Ende des Hauses wurde Sarah in einem ähnlichen Zustand gefunden, und zwischen den beiden hatte er eine schöne halbe Stunde Zeit. Sarah schien es noch schlimmer zu gehen als ihrer Hausherrin, da sie immer wieder in starke hysterische Anfälle verfiel und laut schrie; aber Freds erste Sorge galt seiner Frau.
„Alles in Finsternis, und die Türen stehen weit offen! Möge Gott mir helfen: aber welche Teufel waren in meiner Abwesenheit hier?” er beugte sich über sie und stöhnte in qualvoller Spannung vor dem stillen Körper seiner Frau.
Compare: … stöhnte er in qualvoller Spannung und beugte sich über den stillen Körper seiner Frau.
Es verging schon eine halbe Stunde, bevor sie ihre Augen öffnete, und als sie ihn sah, klammerte sie sich so krampfhaft an seinen Nacken, dass er glaubte, sie würde ihn erwürgen.
„Im Namen der Gnade, Annie,“ flehte er sie an, „sag mir, wer hier war und dir das angetan hat, meine Liebste, meine Liebste?“ und wiegte sie in seinen Armen.
„Gespenster, Fred!“ japste sie. „Nichts als Gespenster, Gespenster, Gespenster! Ich hab' sie gesehen! Ich hab' sie gehört! Ich hab' sie gespürt! Ach, bring' mich aus Denver weg – für immer und ewig – bring' mich aus Denver weg!“
„Ach bitte Annie, zitter’ nicht so. Sag mir einfach alles, gleich von Anfang an. Wer hat die Lampen gelöscht?“
„Die Gespenster.“
„Ach komm.“
„Doch, sie waren es,“ bestand sie. „Ich bin mir ganz sicher.“
„Wer hat die Türen aufgemacht?“
„Die Gespenster.“
„Hast du sie gesehen?“ fragte er, in Mysterium und Wunder hoffnungslos untergehend.
„Ja, es gibt eins direkt über den Vorhängen vorm mittleren Fenster.“
„Ach, Annie.”
“Aber ich sag’ dir doch, es gibt eins! Es starrte mit Augen wie Feuer zornig auf mich herunter.“
Sarah war herein geschlichen, und sie sah aus wie einer, der gerade vom Tode auferstanden war.
„Ach, Missus, haben Sie die Schreie gehört?“
„Tun Sie das nicht, Sarah! Die sind zu schrecklich, um nur darüber nachzudenken,“ flehte sie ihn an. Fred war aufgestanden, und, ein Schüreisen in die Hand nehmend, zog die Vorhänge auf. Das Zimmer wurde jetzt mit Licht durchflutet, denn Fred hatte ein Regiment von Kerzen hereingebracht.
Ein Vorhang schien schwer und glitt an den Ringen nicht zurück, als er den schob. Den in seiner linken Hand erwischend, und das Schüreisen in seiner rechten haltend, schwenkte er das Ende des Vorhangs in die Mitte des Zimmers, es heftig schüttelnd, und da stürzte aus den obersten Falzen ein großer Kusu, der, vom Licht verblendet, hinter einen Polstersessel und oben auf die Rückenlehne flitzte, wo er seine Feinde anblinzelte. Die zwei Frauen schrien im Chor, und klammerten sich aneinander.
„Da bist du ja!“ rief Fred triumphierend. „Das 'st doch Fleisch und Blut, Annie, obwohl es nicht gerade ein Mensch ist. Jetzt untersuchen wir weiter. Haben Sie heute diese Lampen gefüllt, Sarah?“
„N-nein,“ stockte sie. „Ich dachte, dass Mrs Mathews auf die Feier gehen würde.“
„Da verschwindet noch eins deiner Gespenster, Annie,“ sagte Fred, mit einem breiten Grinsen.
„Jetzt, und die Türen. Haben Sie die Haustür versperrt, Sarah?“
„Nein,“ antwortete sie schnell, „Missus hat das gemacht, nachdem Sie weggingen.“
„Nein, Sarah, ich habe das nicht gemacht, ich habe gedacht, dass Sie es so gemacht haben.“ Sie betrachteten einander.
„Schon wieder eins erledigt," rief Fred. „Das Kartenhaus stürzt über deinen Kopf zusammen. Einer dachte, dass der andere die Tür geschlossen hätte, und keiner von beiden hatte es getan, und die Gespenster werden beschuldigt. Ich mein’ die Kusus. Nun, was ist mit diesem Ding, das du gespürt hast, Annie?”
„Oh, Fred, ich habe die Tür zum Flur aufgemacht, die Lampen waren am Erlöschen, und die Haustür war sperrangelweit offen. Irgendwas stürzte an mir vorbei. Oje, etwas Schreckliches.”
„Ja klar, noch ein Kusu, der einen Abendspaziergang machte. Du weißt, dass Denver nur so von ihnen wimmelt; und dann waren die Hunde weg. Was nun?”
„Na ja, natürlich habe ich geschrien," sagte Annie, "und ich bin wieder in den Salon gestürmt. Aber, ach, die furchtbaren Schreie, die durch das ganze Haus hallten, waren schrecklich anzuhören."
„Ach, furchtbar, furchtbar,” sagte Sarah, die ein wenig Farbe wiederbekam.
„Ja, das kann ich mir denken," sagte Fred. „Du hast an einem Ende des Hauses geschrien und Sarah am anderen, die sich beim Schreien mit dir abwechselte. Was anderes könnte man erwarten, als dass das Haus voller Schreie wäre? Ich wünschte mir zum heiligen Christ, ich hätte euch beide auf die Feier mitgenommen.”
Die beiden sahen einander ohne ein Wort an, und dann schweifte Annie ihren Blick zu den ausgebrannten Kohlen ab. Das Lachen in Freds Augen war nach dem, was sie durchgemacht hatte, nicht zu ertragen.
„Noch etwas, Annie, bevor ich den Kusu aus meinem Sessel entferne?” fragte Fred mit dieser Faltenbildung der Augen und Lippen, die Lachen ankündigen.
„Oh, Gott!,” rief Sarah. „Hören Sie mal an, was für ein schreckliches Geräusch draußen vorm Fenster ist, Missus.”
„Ach, das ist doch eine Kleinigkeit, Sarah," antwortete Annie. „Es war schlimmer als das — zehnmal schlimmer, die ganze Nacht.”
„Einfach der Wind," sagte Fred und reckte seinen Hals, um zuzuhören — obwohl er selbst fast daran zweifelte.
„Der Wind," sagte Annie sarkastisch, die fühlte, dass sie jetzt Einspruch einlegen müsse, da die Schrecken der Nacht einer nach dem anderen aufgedeckt um sie herum lagen. „Erklär doch das bitte mal.”
„Mit Vergnügen," sagte Fred. “Alles, was dir gefällt.” Und als er hinausging, tastete er einige Minuten lang an den Fenstern herum und kam mit einer großen leeren Korbflasche zurück, die durch einen unglücklichen Zufall dort zurückgelassen worden war. Die Geräusche hatten jetzt gänzlich aufgehört, und die Korbflasche hoch oben haltend, rief er, „Da hast du es jetzt, Annie. Das 'st das Letzte der in Korbflaschen eingemachten Gespenster von Denver, und viel Glück und viel Segen ihnen, sag' ich. Wir werden am Weihnachtstag auf ihre ewige Ruhe trinken. Und, jetzt, wenn du und Sarah bereit seid, in die Küche zu gehen und das Feuer zu schüren, und irgendein Abendbrot zu machen, werde ich mich mit dem Kusu einigen.“
Es ist nicht nett, verlacht zu werden, und so groß wie die Versuchung war, so einen guten Scherz in aller Oeffentlichkeit zu machen, versprach Fred ehrlich, es geheim zu halten und die Gespenster eines natürlichen Todes sterben zu lassen, weil Annie eine gründliche Abneigung gegen öffentliche Verspottung hatte, obwohl sie und Sarah eine große Menge ertragen mussten, wenn sie Fred nicht entkommen konnten.
Ein paar Tage später war Weihnachten, und Fred und Annie reservierten es – zusammen mit den heiligen Riten – als einen Jahrestag und einen besonderen Tag der Danksagung an ‚die verstorbenen Gespenster von Denver.‘ Es fegte viele Spinnengewebe aus ihren Gedanken hinweg, und bedeutete eine Verdoppelung des kommerziellen Wertes vom geliebten alten Landsitz.
Das war fünf Jahre früher geschehen, aber sie behalten noch den Jahrestag der Danksagung bei, und es gibt jetzt da ein frohes kleines Trio, das den Jahrestag lebhaft macht und beim Feiern des Spaßes hilft. Was Denver angeht, es ist einer der schönsten Orte unter einem wechselhaften australischen Himmel, und eines der glücklichsten Häuser. Fred und Annie sind mittlerweile fest daran gebunden und würden um ein königliches Lösegeld nicht ausziehen. Sie lächeln jetzt über die Ängste, die sie vor sechs oder sieben Jahren davon zu kaufen abhielten. Sogar das Grab in der entferntesten Ecke, das zum Entstehen der Geschichte der Gespenster von Denver beigetragen hat, wird durch einen neuen Zaun geschützt, und ist bunt mit wilden Blumen, wo die Kinder toben und spielen, und es stellt den Alten einen Vers aus einem Gedicht von Adam Lindsay Gordon vor – „Vielleicht könnte ich die vom Landsitze kräftigen Kinder, die oberirdisch toben, hören.“
- “einer Maid” - the online dictionary Beolingus cites this as an archaic obsolete term for “Maedchen,” as does Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Also this word was used by Stefan von Krotze in his 1921 publication Austalische Skizzen, on page 48 he writes “eine wahre Geschichte… von einem Mann und einer Maid.” Thus, “einer Maid” felt like an appropriate choice for the translation of the original English “the courtship of a man and a maid,” because of the archaic sense of the word and its previous associations with 20th C German-Australian literature.
- “Geisterklopfen” - the online dictionary Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache has this word within an entry on “Spiritismus” but not as a word with its own definition. A book published in 1853 by Franz Schlegel is titled Geisterklopfen und Tischrücken. The Lexikon der Psychologie defines “Tischrücken” as a form of paranormal seance, where the participants place their hands on a table and wait for rotations or movements as a response to their questions. Whereas the online dictionary Langenscheidt translates “Geisterklopfen” to “spirit rapping,” which is a form of communication between living persons and spirits via tapping on a board, wall, table, or other surface. It was decided that “Geisterklopfen” is a more accurate translation for the English “spirit-rapping,” as it is a direct translation for the English word and the action associated with “Geisterklopfen” fits the events of the story better than “Tischrücken,” although these terms appear to be strongly associated with each other in German.
We would first like to acknowledge that this translation was worked on across unceded Yuggera and Turrbal country. Although there are no explicit references to colonial theft and violence, it must be acknowledged that A Haunted Station, written in the late nineteenth century, takes place on a vividly colonial landscape: Australia at that time was, and still is today, a project of settler colonialism premised on stolen land and genocidal violence. The reference to sugar planting in Queensland — Zuckeranbau in our translation — almost invariably meant using slaves, who were stolen from islands in the South Pacific.
The editors seek to honour the authors of this anthology and their work by helping twenty-first-century eyes and ears engage with their nineteenth-century words and voices. To this end, inconsistent punctuation has been regulated, spelling discrepancies have been amended to meet contemporary Australian standards, archaic and obscure terms have been explained in a glossary, and language with the potential to offend has been moderated. These recovered gems of Australian Gothic, crime, and mystery fiction are accompanied by reading notes, which are also available at our website www.austlit.edu.au/corellapress. The first printings of these short stories can be accessed at Trove, the online archive of the National Library of Australia, at www.trove.nla.gov.au.
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